Die im Kreis Wesel liegende Stadt Neukirchen-Vluyn ist eine ehemalige Bergbaustadt und liegt zwischen dem westlichen Ruhrgebiet und dem Niederrhein (Franzke, Schimke, Schulz 2016, S. 9). Der Zusammenschluss der Ortsteile Neukirchen und Vluyn zu einer „Bindestrichstadt“ (ebd.) ergab sich Anfang des 20. Jahrhunderts (1928). Das Barbara-Viertel, welches zwischen den beiden Ortsteilen liegt, hat eine innerstädtische Lage und ist zu großen Teilen geprägt durch das „Zechengelände des Bergwerks Niederberg […], dessen Werksgelände und die zugehörigen Wohnsiedlungen“ (ebd.). Konkret liegt das Quartier vor allem südlich der alten Industriefläche, welches seit 2011 als Wohn- und Gewerbeflächen entwickelt wird (ebd.). Der Förderturm und die Maschinenhäuser der ehemaligen Zeche Niederberg sind auf dem Gelände noch erhalten und denkmalgeschützt (ebd.).
Im Barbara-Viertel leben (Stand 2014) 5.345 Personen und insgesamt macht das Quartier 19,6 % der Gesamtbevölkerung der Stadt Neukirchen-Vluyn aus (ebd., S. 16).
Ziele
Der Fokus des Projektes lag, unter der Leitung von Professorin Dr. Anne van Rießen, Professor Dr.-Ing. Eike Musall und Professor Dr.-Ing. Mario Adam, auf der von den Studierenden durchgeführten Sanierungsstudie. Hierbei wurde besonders Wert auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit gelegt, auch um den Studierenden einen Einblick in die unterschiedlichen Disziplinen geben zu können.
Umsetzung
Zur Umsetzung der Ziele wurde wie folgt vorgegangen:
- Analyse der energetischen Situation vor Ort anhand einer energietechnischen Untersuchung
- Erarbeitung
von räumlichen Gegebenheiten und Bedarfen des Viertels mit Hilfe eines
verwaltungsinternen und fachämterübergreifenden sozialräumlichen
Workshops
- Weitere Analyse der räumlichen Gegebenheiten durch zwei Strukturierte Stadtteilbegehungen (zu Fuß, mit dem Fahrrad)
- Analyse eines leerstehenden Einzelhandelsmarkts innerhalb einer Sanierungsstudie, durchgeführt von Architektur-Studierende im Rahmen der Lehrveranstaltung „Ökologie/Energie II“
- Präsentation und Diskussion der Ergebnisse mittels einer Abschlussveranstaltung, innerhalb derer die Studierenden in Form eines Kolloquiums ihre Ideen in Neukirchen-Vluyn der dortigen Stadtverwaltung vorstellten, sowie eines weiteren sozialräumlichen Workshops, in dem die Ergebnisse mit den Expert*innen kritisch auf eine potentielle Umsetzung hin diskutiert wurden.
Ergebnisse
Die insgesamt acht Projektarbeiten der Studierenden umfassten neben der energetischen Analyse des ehemaligen Supermarktes und Handlungsoptionen für die Raum- sowie Fassadengestaltung ein großes Spektrum an unterschiedlichen Vorschlägen zur Umgestaltung und (Um-)Nutzung des zentral gelegenen Objektes:
- Jugend-, Sport-, sowie soziokulturelle Angebote (z. B. Musik, Kunst, Theater)
- Relevante Infrastruktur für Bewohner*innen (z. B. Café, Unverpacktladen, Apotheke, Kurierdienste, Fahrradreparatur und -leihstation, Dachterrasse zum Lebensmittelanbau)
- Aufenthalts- und Kommunikationsorte
- Arbeits- bzw. Lernorte
- Infopoints (z. B. bzgl. Energetischer Sanierung, Mitfahrzentrale).
Insgesamt wird deutlich, dass das Barbara-Viertel sowohl aus energetischer, architektonischer als auch sozialwissenschaftlicher Perspektive Potenziale aufweist. Besonders das Potenzial der Solarenergie-Nutzung ist hervorzuheben, da im Gebiet eine Vielzahl an Dachflächen solarenergetisch nutzbar sind. Die Umsetzung eines „Leuchtturmprojektes“, wie am Beispiel des ehemaligen Supermarktes aufgezeigt, kann eine Bereicherung für das Barbara-Viertel darstellen und Bedürfnisse von Bewohner*innen und Akteur*innen vor Ort aufgreifen, sowie zu einer Revitalisierung des umliegenden Gebietes führen. Auch der öffentliche Raum, der in die Planung miteinzubeziehen ist, bietet Chancen für gemeinschaftliche Aktionen.
Weitere Informationen
Webseite der Stadt Neukirchen-Vluyn
Meldekachel zur Lehrveranstaltung, 14.02.2020
Ergebnisse der Lehrveranstaltung „Ökologie/Energie II“
Interdisziplinäre Ergebnisplakate